News-Mutmacher
HWK

Migration ist ein Segen für die Wirtschaft

Unsere "Mut-Macher"-Veranstaltung zeigte: Migration ist angesichts der demografischen Entwicklung ein Segen für die Wirtschaft. Die Kammer unterstützt Handwerker bei der Integration von Flüchtlingen.



Integration noch mit vielen Hürden verbunden

Die Potenziale von Flüchtlingen zu erschließen, ist für Unternehmer momentan noch mit vielen Hürden verbunden. "Lassen wir uns von diesen Stolpersteinen aber nicht entmutigen", betonte Kammerpräsident Rainer Reichhold zu Beginn der "Mut-Macher"-Veranstaltung vor 160 Gästen Anfang Mai. Die Erfahrungen aus den 1960er Jahren könnten gerade deutsche Betriebe nutzen, um die "Herkulesaufgabe" der Integration zu meistern. Als Arbeitgeber hätten sie die Möglichkeit, Menschen eine sinnstiftende Perspektive zu geben und gleichzeitig ihren eigenen Fachkräftestamm zu stärken.

Dafür sei es auch höchste Eisenbahn, so die Botschaft des Fachkräfteexperten Prof. Dr. Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Spätestens in zehn Jahren wirke sich der Fachkräftemangel dramatisch auf den Arbeitsmarkt aus. Dabei seien die Voraussetzungen heute vielversprechend: "Die zahlreichen Maßnahmen zur Integration gab es vor 50 Jahren nicht. Sie müssen jetzt nur pragmatisch umgesetzt werden." Denn gerade bei Flüchtlingen aus anerkannten Kriegsgebieten wie Syrien sei das Aufenthaltsrecht nach Meinung des Experten faktisch gesichert.

Damit die pragmatische Umsetzung gelingt, werden beim Jobcenter Stuttgart über 70 neue Mitarbeiter eingestellt. "Wir tun alles, um uns mit Kammern und Verbänden zu vernetzen und die vielen Projekte und Kräfte zu bündeln", erklärte Jobcenter-Leiter Jürgen Peeß. "Im Moment, muss ich sagen, sind noch oft die ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer erfolgreicher, weil sie ganz nah an den Menschen dran sind."

Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln.
HWK
Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln.

 

Beratungsangebote der Handwerkskammer

Ganz nah an den Flüchtlingen dran ist auch Julia Mihajlovski von der Handwerkskammer. Im Rahmen des Programms "Integration durch Ausbildung - Perspektiven für Flüchtlinge", gefördert vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, betreut und vermittelt die "Kümmerin" junge Flüchtlinge passgenau auf Praktikums- und Ausbildungsplätze. "Im Moment bin ich vor allem in den VAB-O-Klassen der Berufsschulen unterwegs, um die Jugendlichen kennenzulernen", berichtet Mihajlovski, die von ihrer jahrelangen Erfahrung in der Berufsorientierung profitiert.

Im persönlichen Gespräch bespricht sie mit den Teilnehmern den bisherigen Bildungsstand, berufliche Vorstellungen, Eignung und Neigungen. Sie begleitet  sie zum Praktikumsplatz und stimmt sich mit der Schulsozialarbeit und den Vormunden ab. "Gerade sprachlich müssen unsere Teilnehmer gewisse Voraussetzungen mitbringen, sonst klappt es einfach nicht", berichtet sie. Etwa jeder zehnte Bewerber ist für das Programm geeignet, sechs Teilnehmer sind schon dabei. Auch erste Betriebe haben Interesse gezeigt. "Für die Betriebe stehen ich, meine Kollegin Michaela Geya und bald ein dritter Berater auf der geförderten Stelle eines "Willkommenslotsen" für alle Fragen der Mitgliedsbetriebe bereit."

Gemeinsam mit Kollegin Geya begleitete Julia Mihajlovski im April bereits acht Flüchtlinge durch das "Profil Match", eine eigens entwickelte Kompetenzanalyse fürs Handwerk. In der Bildungsakademie der Handwerkskammer in Stuttgart-Weilimdorf wird diese Maßnahme zukünftig auch in Kooperation mit dem Job-Center angeboten.

Ausgehend vom "Profil Match" erproben die Teilnehmer von Michaela Geyas Projekt "Coaching für Flüchtlinge - Schwerpunkt Bauhandwerk" ihre handwerklichen Fertigkeiten und Neigungen und erhalten daraufhin eine praxisgerechte Basisqualifizierung. Das Programm bietet so Berufsorientierung, Kompetenzanalyse und erste Grundqualifikation in Einem. "Das erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Vermittlung in Ausbildung oder Einstiegqualifizierung", erklärt die Projektverantwortliche. "Interessierte Betriebe können sich jederzeit bei uns melden."

Paradebeispiel für gelungene Integration: Simbarashe Rutize (2.v.r.) kam 2006 nach Deutschland und begann eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK bei Mergenthaler Zerweck in Fellbach. Rechts sein Chef Gernot Walter.
HWK
Paradebeispiel für gelungene Integration: Simbarashe Rutize (2.v.r.) kam 2006 nach Deutschland und begann eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK bei Mergenthaler Zerweck in Fellbach. Rechts sein Chef Gernot Walter.