Ausbilder stehen durch den Lockdown vor besonderen Herausforderungen. Wir geben Tipps, wie Sie die Ausbildung erfolgreich fortführen.Ausbildung: So gelingt sie (auch) in Corona-Zeiten
Was grundsätzlich gilt
Die aktuellenCorona-Verordnungen der Landesregierung schränken die laufenden Ausbildungen erheblich ein. Besonders die von den Schließungen betroffenen Handwerksbetriebe haben es schwer, die Ausbildung ungehindert weiterzuführen.
Grundsätzlich gilt: Ausbilder tragen weiterhin die Pflicht zur Erfüllung des Ausbildungsvertrags. Die Ausbildung darf daher im Betrieb fortgeführt werden.
Das gilt auch dann, wenn Handwerksbetrieben der Publikumsverkehr gemäß § 1d Abs. 1 Satz 1 der Corona-Verordnung untersagt ist – wie zum Beispiel Friseursalons und Kosmetikstudios. Friseure und Kosmetiker dürfen ihren Salon also trotz der Schließung weiterhin für die praktische Ausbildung betreten und nutzen.
Bei allen Tätigkeiten sind die aktuellen Sicherheitsbestimmungen zu beachten. Einen Überblick listen wir auf unsererCorona-Sonderseite und klären, was für dieRaumnutzung gilt.
Speziell für Friseure gilt: Übungen am Übungspuppenkopf dürfen durchgeführt werden. Die Ausbildung an Haarschneidemodellen ist nur dann zulässig, wenn diese dem jeweiligen Ausbildungsbetrieb angehören.
Unsere Tipps zur Fortführung der Ausbildung
Schaffen Sie klare Strukturen.
Helfen Sie Ihren Auszubildenden dabei, ihre Wochen und ihren Tag zu strukturieren – besonders, wenn sie sich im Home-Office befinden. Orientieren Sie sich an der Ausbildungsverordnung und überlegen Sie sich, welche Bereiche Ihre Azubis sich ggf. von zu Hause aneignen und üben können.
Beziehen Sie dabei auch die Berufsschulzeit mit ein und geben Sie den Azubis genügend Zeit, die Schulaufgaben zu erledigen. Integrieren Sie die Aufgaben in den Tagesablauf der Auszubildenden.
Organisieren Sie einen Wake-Up-Call.
Ein morgendlicher „Weckanruf“ per Telefon oder Videochat sensibilisiert junge Menschen dafür, dass der Arbeitstag immer zu einer bestimmten Uhrzeit beginnt.
Ihre Azubis müssen sich also den Wecker stellen und rechtzeitig fertigmachen – so wie an einem normalen Tag im Betrieb oder in der Berufsschule auch. Besprechen Sie morgens Inhalte wie Berufsschulthemen, Arbeitsaufträge und Projektaufträge und vereinbaren Sie möglichst messbare Ziele für den Tag.
Begleiten Sie die Lernfortschritte.
Begleiten Sie aktiv die Lernfortschritte Ihrer Azubis. Lassen Sie sich Ergebnisse zusenden oder besprechen Sie sie per Telefon oder Videocall.
Führen Sie zum Abschluss des Arbeitstags ein Gespräch, um den aktuellen Stand und auftretende Probleme zu besprechen. Legen Sie mögliche Aufgaben für die kommende Zeit fest.
Führen Sie ein wöchentliches Gespräch.
Sprechen Sie mit dem Auszubildenden auch über aufgekommene Probleme oder andere Vorkommnisse und überprüfen Sie die Stimmungslage.
Hat Ihr Azubi Angst davor, gefeuert zu werden? Belastet ihn der fehlende Kontakt zu Kunden und Kollegen? Was hat er oder sie außerdem auf dem Herzen?
Nutzen Sie digitale Tools.
Nutzen Sie digitale Kanäle und Anwendungen zum unkomplizierten Austausch mit Ihren Auszubildenden – zum Beispiel Microsoft Teams, Zoom oder Skype. Auch WhatsApp und Co. sind Optionen für die digitale Kommunikation.
Lernmaterialien können gut über Cloud-Dienste ausgetauscht werden. Dabei gibt es verschiedene Anbieter wie DropBox, GoogleDrive oder Microsoft OneDrive, die bis zu einem bestimmten Datenspeichervolumen kostenlos genutzt werden können.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Anbieter von kostenpflichtiger Lernsoftware, die meist speziell auf verschiedene Berufe zugeschnitten ist. Im Zuge der Corona-Krise bieten einige Hersteller ihre Software derzeit gratis an. Oft gibt es auch kostenlose Demo-Versionen.
Achten Sie darauf, digitale Tools immer mit dem DSGVO-konformen Standard „Europa“ zu nutzen und tauschen Sie keine sensiblen oder personenbezogenen Daten aus.
So macht's eine Friseurmeisterin aus Herrenberg
Ein tolles Beispiel für eine strukturierte Ausbildungsorganisation im Friseurhandwerk ist derSalon Conny & Team von Friseurmeisterin Conny Kegreiß aus Herrenberg.
Um eine gute Ausbildung auch in Pandemie-Zeiten zu gewährleisten, hat sich die Handwerkerin ein spezielles Lernkartensystem für die Lehre überlegt. „Damit werden die Ziele innerhalb der Ausbildung klar und der Azubi kann sich orientieren, welche Aufgabe als nächstes auf ihn zukommt“, so die Friseurmeisterin.
Durch die Karteikarten und ein dazugehöriges Buch haben Azubi und Ausbilder eine Art roten Faden, der sich durch die dreijährige Ausbildungszeit zieht: Die anstehende Trainingskarte wird gemeinsam erarbeitet und der Azubi trägt alle Schwerpunkte und saloninternen Abläufe in das Buch ein.
Seit kurzem gibt es das System auch als Trainings-App – und das hat sich besonders während des Lockdowns als hilfreich erwiesen. Mit einem Übungskopf und den entsprechenden Materialien ausgestattet, können die Azubis auch zu Hause ihre Lerninhalte üben. Trainingsset und App bietet Conny Kegreiß mittlerweile auch zum Verkauf an (weitere Informationen).
Kennen Sie auch eine gute Software, Bücher oder weitere Tipps, die die Ausbildung in Corona-Zeiten erleichtern? Dann lassen Sie uns es gern wissen:
Weiterführende Informationen
Neben unseren Ausbildungsberatern (Kontaktdaten am Ende der Seite) beantwortet auch dieBerufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege per Hotline Fragen von Handwerkern aus den Bereichen Gesundheit und Körperpflege.
Weitere nützliche Informationen zur Ausbildung in Corona-Zeiten bieten dasKompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) und derZentralverband des Deutschen Friseurhandwerks.
Bereits im ersten Lockdown appellierte Friseur-Präsident Harald Esser in derDeutschen Handwerks Zeitung, trotz der Betriebsschließungen weiterhin auszubilden.
Hier finden Sie aktuelle Informationen zu anstehendenPrüfungen.