Meisterfeier-Splitter (Folge 2)
Die total andere - ein Vorgeschmack auf die Meisterfeier des Handwerks am 23. Oktober 2020
Pressenachricht Nr. 041/2020 vom 2. Oktober 2020
Die erfolgreichen Jungmeister des aktuellen Jahrgangs erhalten seit vielen Jahren bei der Meisterfeier des Handwerks in Stuttgart ihren Meisterbrief. In diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr wird es aber außergewöhnlich. Mehr als 700 Handwerker werden bei einer „Hybrid-Veranstaltung“ am 23. Oktober für ihre Leistungen gewürdigt.
Heute stellen wir junge Handwerksmeister vor, die Interessantes berichten. Freuen Sie sich auf nächsten Freitag. Lesen Sie dann, warum junge Menschen die Qualifizierung zum Handwerksmeister anstreben.
Die Metallbauer-Zwillinge aus Stuttgart
Die Lebensläufe von Alexander und Michael Straub aus Stuttgart könnten ähnlicher nicht sein. Gemeinsamer Hauptschulabschluss, dreieinhalb Jahre Ausbildung zum Metallbauer, zwei Jahre Tätigkeit als Geselle, gemeinsamer Besuch der Meisterschule, das Meisterstück aus den gleichen Materialien. Nur, dass Alexander (24 Jahre) aus dem Schwarzstahl und Buchenholz – lackiert und pulverbeschichtet – einen Schreibtisch produzierte, sein eine Minute jüngerer Zwillingsbruder Michael ein Designer-Bett. Den Meisterbrief erhalten beide (gemeinsam) im Rahmen der diesjährigen Meisterfeier des Handwerks. Wie geht es beruflich weiter? Beide sind in Führungspositionen in Metallbaubetrieben aktiv.
Alexander Straub: „Ich verantworte jetzt die Ausbildung in einem Betrieb und betreue gerade drei Azubis.“ Auch sein Bruder Michael wird als Führungskraft an maßgebenden Positionen eingesetzt. Bei beiden kommt ein großer Zuwachs an Verantwortung hinzu. „Das war unser Wunsch, den haben wir uns mit dem Meistertitel erfüllt“, berichtet der Jungmeister. Beide streben in absehbarer Zeit auch die Selbstständigkeit an. „Durch die Meisterschule haben wir die fachliche Kompetenz, aber vor allem die wichtigen Themen der Betriebsführung vermittelt bekommen. Wir trauen uns zu, in wenigen Jahren eine Firma zu leiten – aber natürlich gemeinsam“, sagt Alexander Straub.
Der Schweizer
Die Qualität der Meisterschulen in Stuttgart hat sich herumgesprochen – sogar bis in die Schweiz. Wie fast jedes Jahr kommt auch diesmal ein Absolvent aus dem Land der Eidgenossen. Christoph Häussermann aus Seengen, unweit von Zürich, hat die Meisterprüfung im Müller-Handwerk erfolgreich an der Gewerblichen Schule im Hoppenlau in Stuttgart abgeschlossen.
Die Elektrotechnikerin
Nicole Behrens aus Ditzingen-Schöckingen ist in eine Männerdomäne vorgedrungen. Als einzige Frau wird sie bei der Meisterfeier einen Meisterbrief im Elektrotechniker-Handwerk entgegennehmen dürfen. Der Einstieg ins Handwerk war bei ihr aber nicht die erste Option. Sie hat eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau absolviert bis der Vater sie ins eigene Familienunternehmen geholt hat. Dort konnte sie die Ausbildung zur Elektrotechnikerin durchlaufen und musste nie wieder sagen: „Ich hab keine Ahnung von dieser Materie.“ Um möglicherweise den Betrieb später zu übernehmen, sollte die Meisterqualifikation noch her. Das Durchlaufen der verschiedenen Vorbereitungsteile auf die Prüfung hat die junge Handwerkerin als Teilzeitlösung auf mehrere Jahre verteilt.
Corona stellte sie dann doch noch vor eine ungeahnte Herausforderung. Im praktischen Prüfungsteil sollte sie für eine Wasserspielanlage eines Hotel-Kinderspielplatzes die Steuerung bauen. Für die geforderte Frequenzumrichteranlage hätte sie ein Bauteil aus China benötigt. Wegen einer möglichen Corona-Ansteckungsgefahr durfte es aber nicht geliefert werden und stand ihr deshalb nicht zur Verfügung. Behrens: „Wir Handwerker sind ja lösungsorientiert – durch gute Kontakte konnte ich das fehlende Teil ersetzen.“ Das Wasserspiel habe tadellos funktioniert, die Prüfung war bestanden. Dass Männer auf der Baustelle komisch schauen, wenn eine Frau Kabel anschließt, das kennt Nicole Behrens aus eigener Erfahrung. Doch die Handwerkerin bleibt dabei gelassen: „Bei uns zählt die Leistung – wenn die stimmt, ist jeder akzeptiert.“
Die Bestmeister 2020 (Stand: 30. September 2020)
- Felix Purkert, Behälter- und Apparatebauer-Handwerk, Waiblingen
- Patrick Frank, Feinwerkmechaniker-Handwerk, Backnang
- Cederik Knöpfle, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger-Handwerk, Löffingen
- Felix Beeg, Informationstechniker-Handwerk, Stuttgart
- Jonas Hoffmann, Maler und Lackierer-Handwerk, Niederöfflingen
- Maike Juliane Wölfle, Maßschneider-Handwerk, Graben-Neudorf
- Elisabeth Vielhaber, Müller-Handwerk, Sundern
- Mareike Eva Weigand, Raumausstatter-Handwerk, Stuttgart
- Tina Bucher, Sattler und Feintäschner-Handwerk, Rottweil
- Saskia Rusam, Schilder- und Lichtreklamehersteller-Handwerk, Stuttgart
- Lukas Riegger, Zimmerer-Handwerk, Illmensee
- Nicola Jelinek, Tischler-Handwerk, Kirchheim unter Teck
- Jonas Wissinger, Landmaschinenmechaniker-Handwerk, Boxberg
Weitere Infos zur Meisterfeier gibt es hier: www.hwk-stuttgart.de/meisterfeier 2020
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