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DigitalisierungAI Act der EU: Das bedeutet er konkret für Handwerksbetriebe

Aus dem neuen EU-Gesetz zur künstlichen Intelligenz ergeben sich einige Pflichten für Handwerksbetriebe. Wir informieren auf dieser Seite.





Was ist der AI Act?

Der AI Act ist eine europäische Verordnung über künstliche Intelligenz (KI) und zugleich die weltweit erste umfassende Verordnung über KI durch eine wichtige Regulierungsbehörde. Das EU-Gesetz legt Pflichten für Anbieter und Betreiber fest und ordnet die KI-Anwendungen diesen vier Risikokategorien zu:

1. Minimales Risiko 

  • KI-Systeme dieser Kategorie stellen keine oder nur sehr geringe Risiken dar und unterliegen keiner speziellen Regulierung. Es ist daher keine Schulung der Mitarbeitenden notwendig,
  • Beispiele: Spam-Filter, KI-gestützte Schreibassistenten, automatische Textvorschläge

2. Begrenztes Risiko

  • KI-Systeme mit begrenztem Risiko unterliegen Transparenzpflichten. Nutzer müssen darüber informiert werden, dass sie mit einer KI interagieren.
  • Beispiele: Chatbots, KI-generierte Inhalte, einfache Empfehlungssysteme

3. Hohes Risiko

  • Hochrisiko-KI-Systeme unterliegen strengen Anforderungen, darunter Risikoanalysen, Transparenzverpflichtungen und menschliche Überwachung.
  • Beispiele: KI-gestützte Bewerbungsverfahren, Medizinprodukte mit KI, autonome Fahrzeuge

4. Unannehmbares Risiko

  • Diese Systeme sind aufgrund ihres hohen Schadenspotenzials verboten.
  • Beispiele: Social Scoring nach chinesischem Vorbild, biometrische Echtzeit-Identifizierung im öffentlichen Raum sowie KI zur bewussten Manipulation von Menschen durch subliminale Techniken

 

Website zum AI Act

Die erste Stufe der Verordnung ist am 2. Februar 2025 in Kraft getreten. Weitere Informationen finden Sie auf der entsprechenden Website:

Das EU-Gesetz zur künstlichen Intelligenz

 

Unsplash



Was bedeutet der AI Act für Handwerksbetriebe?

Im Fokus stehen zwar KI-Modelle mit allgemeinem Verwendungszweck – aber alle Betriebe, die KI-Technologien einsetzen, sind davon betroffen. Handwerksunternehmen müssen ihr Team auf die Veränderungen durch den AI Act vorbereiten, um die neuen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dem EU-Gesetz nach müssen Betriebe dafür sorgen, dass Mitarbeitende, die mit KI-Systemen arbeiten, über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen (s.Artikel 4 der Verordnung). Gewährleisten können das Schulungen, Richtlinien für KI oder Weiterbildungs- und Zertifizierungsprogramme. Zu berücksichtigen sind die technischen Kenntnisse, die Erfahrung, die Ausbildung und Schulung der Mitarbeitenden sowie der Kontext, in dem die KI-Systeme eingesetzt werden.

Nach Einschätzung des Mittelstand-Digital-Zentrums Handwerk gibt es zwei typische Anwendungsfälle:

  1. Sind KI-Funktionalitäten in einer eingesetzten Software bereits enthalten oder wird eine KI neu eingekauft, bietet der Anbieter des KI-Systems in der Regel eine Produktschulung an. Diese sollten Handwerksbetriebe unbedingt wahrnehmen, weil sie typischerweise den Umgang mit den Funktionalitäten und Grundlagenwissen dazu vermittelt.

  2. Bei der Nutzung von KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity & Co. müssen Betriebe sicherstellen, dass alle Personen, die mit den KI-Systemen arbeiten, genügend Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang damit haben. So ist es etwa nicht erlaubt, Kunden-, Auftrags- oder personenbezogene Daten oder an die Sprachmodelle weiterzugeben. Entsprechende Schulungen und Maßnahmen müssen zum Einsatzbereich der KI passen. 

Unser Tipp: Wenn Sie in Zukunft einen Nachweis über die Schulungen brauchen, lassen Sie sich Teilnahmebescheinigungen ausstellen und bewahren Sie diese auf.





Welche Konsequenzen drohen Betrieben bei Verstößen?

Nach aktuellem Planungsstand sind ab August 2025 nationale Aufsichtsbehörde eingerichtet und Bußgeldvorschriften in Kraft. Unternehmen müssen voraussichtlich ab diesem Zeitpunkt auch die Funktionsweise ihrer KI-Systeme dokumentieren und gegebenenfalls Transparenzberichte erstellen.

Unser Tipp: Beginnen Sie schon jetzt mit der Bestandsaufnahme in Ihrem Betrieb. Ermitteln Sie, wo KI-Systeme wie ChatGPT, Copilot & Co. eingesetzt werden, in welchen genutzten Softwareprodukten künstliche Intelligenz integriert ist und in welchen Risikostufen die KI-Anwendungen einzuordnen sind.

Pixabay

Thomas Gebhardt

Berater für Innovation und Technologie (BIT), Schwerpunkt Digitalisierung

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