News-Brexit
vchalup - Fotolia.com

Keine Angst vor dem "Brexit"

Jürgen Schäfer, Geschäftsführer von Handwerk International Baden-Württemberg, erläutert im Interview die möglichen Auswirkungen eines EU-Austritts Großbritanniens für das Handwerk.

Großbritannien ist wichtiger Handelspartner

Am 23. Juni 2016 kommt es in Großbritannien  in einer Volksabstimmung zum Showdown: Durch die Unterhauswahlen im vergangenen Jahr ist die politische Stimmung gekippt und die Zahl der Befürworter eines Ausstiegs aus der Europäischen Union, der sogenannte "Brexit", steigt. Die Wahlforscher rechnen momentan mit einem knappen Ergebnis, Befürworter und Gegner des Brexit liegen fast gleichauf.  Aber was würde ein Ausstieg der Briten für das Handwerk bedeuten?

Das Vereinigte Königreich ist einer der wichtigsten Exportpartner Deutschlands. Der deutsche Handelsbilanzüberschuss gegenüber Großbritannien liegt bei mehr als 50 Milliarden Euro. Rund 2.500 deutsche Firmen unterhalten Niederlassungen auf der Insel, rund 3.000 britische Firmen gibt es auch in Deutschland. Jürgen Schäfer, Geschäftsführer vonHandwerk International Baden-Württemberg, hofft daher auf einen Verbleib der Briten in der EU - fürchten tut er den Brexit aber nicht.



"Vielleicht führt der Brexit sogar zu einer Stärkung der EU"

"Den Briten wird erst nach und nach so richtig klar, dass ein Votum für den Brexit automatisch auch eine Europäische Union ohne Großbritannien bedeutet. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich bis zur Abstimmung noch etwas tut", sagt Europa-Experte Jürgen Schäfer. Die EU-Mitgliedschaft bietet viele Vorteile: einen großen Markt, Handels- und Reisefreiheit, freien Kapitalverkehr und natürlich eine starke Wirtschaftsmacht.  Auch die britische Wirtschaft hat im Konjunkturverlauf zugelegt.

"Die ablehnende Haltung der Briten ist aber nichts Neues", so Schäfer weiter. "Schon seit ihrem EU-Beitritt 1973 haben sie sich regelmäßig Privilegien ausverhandelt. Sie sind in vielen Punkten irgendwie anders und sie sehen die Mitgliedschaft in der Union nicht als Privileg, sondern eher als Last und Bevormundung. Vielleicht führt der Brexit sogar zu einer Stärkung der Europäischen Union."

Die Auswirkungen für Handwerksbetriebe lassen sich jedoch nur schwer einschätzen. "Wir haben keine Erfahrung mit dem Ausstieg eines langjährigen EU-Mitglieds. Sicherlich würde der freie Zugang zum Binnenmarkt versperrt, die Arbeitnehmerfreizügigkeit und Investitionsschutzregelungen würden in Frage gestellt. Lieferungen müssten nach der Einführung von Zöllen eigentlich teurer werden, ob Montagen wegen erhöhter Personalkosten aber auch teurer würden, ist noch offen. Der wichtige Markt im hochwertigen Innenausbau im Großraum London könnte zum Teil wegbrechen."

Symbolbild: Auslandsmärkte
Sandor Jackal - Fotolia.com

Jürgen Schäfer hofft aber noch aus weiteren Gründen, dass sich die Briten gegen einen Brexit entscheiden: "Es täte uns Europäern gut, wenn die Briten dabei bleiben. Ein Ausstieg könnte auch eine Signalwirkung auf andere Mitgliedstaaten haben. Nichtdestotrotz: Es darf keine Rosinenpickerei und keine faulen Kompromisse geben! Die EU gibt es nur ganz oder gar nicht."

Das vollständige Interview mit Jürgen Schäfer finden Sie auf der Website vonHandwerk International Baden-Württemberg.