Pressenachricht Nr. 006/2010 vom 9. Februar 2010

Zahl der Handwerksbetriebe nur leicht gesunken

Friseure und Gebäudereiniger stark im Kommen

Die Zahl der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart hat im vergangenen Jahr leicht abgenommen. Jürgen Rüdinger, Teamleiter bei der Handwerkskammer Region Stuttgart, begründet den Rückgang von 29.778 auf 29.605 Betrieben mit dem Durchschlagen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf das Handwerk.

Sorge bereitet der Rückgang der Meisterbetriebe. "Bei den Neugründungen ist die Dequalifizierungsspirale deutlich zu erkennen. Das ist die Konsequenz aus der von der Regierung gewollten Liberalisierung." Dies werde sich in der Gesamtschau, so Rüdinger, mittel- bis langfristig sowohl auf die Qualität der handwerklichen Leistungen als auch auf die Fähigkeit und Bereitschaft zur Ausbildung auswirken.

Bei den meisterpflichtigen Handwerken in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen, Rems-Murr und dem Stadtkreis Stuttgart waren die Verluste mit real 173 Betrieben weit größer als im Jahr 2008. An Metall- und Elektrohandwerken wurden 127 Betriebe weniger gezählt, bei den  Bau- und Ausbauhandwerken waren es 68 Betriebe. Auch die Nahrungsmittelhandwerke verloren 30 Betriebe. Lediglich im Bereich der Gesundheits- und Körperpflegehandwerke gelang entgegen dem Trend ein Zuwachs von 72 Betrieben. Hierfür waren die Friseure verantwortlich, die einen Nettozuwachs von 63 Betrieben verzeichnen konnten. Die Feinwerkmechaniker, die Maler und Lackierer und die Installateure und Heizungsbauer waren mit je 55, 26 und 19 Betrieben am stärksten vom Einbruch betroffen. Gegenüber 19.011 Betrieben zum Jahrebeginn lag am 31.12.2009 der Bestand bei 18.838 Einheiten.

Gegen den Trend behaupteten sich die zulassungsfreien Handwerke mit einem Zuwachs von 211 Betrieben. Viele Existenzgründer nutzen durch den Wegfall der Qualifikationspflicht in diesen Handwerken ihre Chance, um Handwerksleistungen, die über das Angebot im handwerksähnlichen Bereich hinausgehen, legal anzubieten und auszuführen. Dies dürfte auch mit ein Grund dafür sein, dass die Attraktivität der handwerksähnlichen Gewerbe deutlich nachgelassen hat. Spitzenreiter waren wie in der Vergangenheit die Gebäudereiniger mit einem Zuwachs von 101 Betrieben, gefolgt von den Raumausstattern mit 73 und den Fliesenlegern mit 21 Betrieben.

Bei den handwerksähnlichen Gewerben setzte sich der Trend der vergangenen Jahre mit einem Minus von 211 Betrieben fort. Am stärksten traf es die Gesundheits- und Körperpflegegewerbe mit Realverlusten von 96 Betrieben, gefolgt von den Bau- und Ausbaugewerben mit 51 und den Holzgewerben mit 47 Betrieben. Die Kosmetiksalons spürten die wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders stark. 79 Betriebe wurden abgemeldet. Weitere Verlierer im handwerksähnlichen Bereich waren die Montagebauer mit 47 und die Fuger mit 39 Betrieben.


Handwerksbetriebe in den Landkreisen - Stand 31.12.2009 (in Klammern 2008)

Stadt Stuttgart

 

5.865

 

(5.887)

Landkreis Esslingen

 

5.787

 

(5.833)

Landkreis Ludwigsburg

 

5.516

 

(5.549)

Landkreis Rems-Murr

 

5.296

 

(5.334)

Landkreis Böblingen

 

3.722

 

(3.718)

Landkreis Göppingen

 

3.419

 

(3.457)

gesamt

 

29.605

 

(29.778)

Zur Info: Die Anlage A der Handwerksordnung ist das Verzeichnis der Berufe, die der Zulassungspflicht unterliegen. Selbstständig kann sich in diesen Handwerksberufen nur machen, wer eine entsprechende Qualifikation vorweisen kann. Die 53 zulassungsfreien Handwerksberufe wurden im Zuge der Liberalisierung der Handwerksordnung aus der alten Anlage A der Handwerksordnung heraus genommen. Der "Große Befähigungsnachweis", also die Meisterprüfung, ist deshalb nicht mehr unbedingte Voraussetzung, um ein Unternehmen zu leiten, das einem dieser Berufe angehört. Auch für die Gewerbe der Anlage B, Absatz 2 der Handwerksordnung, muss keine handwerkliche Qualifikation nachgewiesen werden.

Statistik der Betriebe 2009 (pdf-Dokument 68 KB)

 


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