Pressenachricht Nr. 019/2008 vom 9. April 2008

Handwerk: Konjunktur läuft - aber schwächer

Qualifizierte Mitarbeiter dringend gesucht

Trotz allgemein eingetrübter Konjunkturaussichten erweist sich die wirtschaftliche Situation der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart als stabil. Besonders bemerkenswert ist der anhaltende Trend, wieder Personal aufzubauen. Mit ihrer zuversichtlichen Einschätzung der Zukunftsaussichten liegen die Handwerksbetriebe in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, dem Rems-Murr-Kreis und Stuttgart im landesweiten Durchschnitt ganz vorn.

"Die Handwerker der Region Stuttgart blicken optimistisch in das beginnende Frühjahr, auch wenn die Beurteilungen nicht mehr so positiv sind wie im Vorjahr", bilanzierte Claus Munkwitz,  Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, die Situation. Die Betriebe mussten zwar saisonbedingt einen Rückgang der Aufträge, Umsätze und auch der Betriebsauslastung hinnehmen. Dennoch trotzen sie im Großen und Ganzen der infolge der weltweiten Finanzkrise entstandenen Verunsicherung. 41 Prozent der hiesigen Handwerker zeigten sich mit der Geschäftsentwicklung im vergangenen Quartal zufrieden. Über die Hälfte der befragten Handwerker rechnen für die kommenden Monate ebenfalls mit einer positiven Geschäftsentwicklung. Ähnlich optimistisch geben sich die Handwerksbetriebe hinsichtlich Auftragslage und Umsätzen. 58 Prozent der Betriebe haben im letzten Quartal investiert, und 61 Prozent planen für die kommenden Monate weitere Investitionen. Damit stellt sich die Region Stuttgart insgesamt besser dar als der landesweite Durchschnitt. "Es zeigt sich wieder einmal, dass Mittelstand und Handwerk gerade in der Region Stuttgart wichtige Standbeine und wertvolle Impulsgeber für die Gesamtwirtschaft sind", so Hauptgeschäftsführer Munkwitz.

Erhebliche branchenspezifische Unterschiede

Ungewöhnlich stark war im ersten Quartal 2008 die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Das Handwerk dürfte damit in der Region Stuttgart einer der wichtigsten Beschäftigungsmotoren sein. Fast elf Prozent der Betriebe stockten ihre Mitarbeiterzahl auf, und jeder zehnte Betrieb plant auch für die kommenden Monate, Personal einzustellen. Der Wettbewerb um Fachkräfte verschärft sich damit auch im Handwerk. Claus Munkwitz: "Unsere Betriebe stehen vor einer Herausforderung. Sie müssen ihr eigenes Personal aus- und weiterbilden und gleichzeitig attraktive Arbeitsbedingungen schaffen, etwa durch familienfreundliche Maßnahmen. Nur so können sie gutes Personal gewinnen und langfristig halten."

Durch die hohe Dichte an Industriebetrieben in der Region Stuttgart profitieren die handwerklichen Zulieferer von den wachstumsstarken Branchen im Automobilbau, Maschinenbau und der Elektrotechnik. In einer sehr angespannten Situation befindet sich aber weiterhin das Kfz-Handwerk der Region. Die Betriebe bewerten ihre wirtschaftliche Lage noch einmal schlechter als im Vorjahr. Auch das Nahrungsmittelhandwerk beurteilt die wirtschaftliche Lage eher pessimistisch. Sorgen bereiten hier vor allem die gestiegenen Einkaufspreise, die nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden können. Von besseren Konjunkturperspektiven berichten die befragten Unternehmen aus dem Bauhaupt- und Ausbauhandwerk. Erfahrungsgemäß profitiert die Branche vom saisonal bedingten Anziehen der Baukonjunktur. Umsatzschwerpunkte sind Modernisierungs- und Sanierungsvorhaben.

Lohnnebenkosten endlich senken

"Es ist unerlässlich, die positiven Signale aus dem Handwerk und den Optimismus und Tatendrang der kleinen und mittelständischen Betriebe zu stützen", fordert Kammerchef Munkwitz. Vor einem weiteren Anstieg der Sozialbeiträge könne er nur warnen. Die Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung und die drohenden Beitragserhöhungen durch die Einführung des Gesundheitsfonds zum 1. Januar 2009 würden die Kosten auf Arbeit weiter steigen lassen. Das ginge zu Lasten von Wachstum und Beschäftigung. Vielmehr müsse die Politik endlich dafür sorgen, dass Arbeit bezahlbar bleibt und der Bürger mehr Nettolohn in der Tasche habe. "Nur so können Kaufkraft, Binnenkonsum und damit die Konjunktur nachhaltig gestützt werden", appelliert Munkwitz.

 


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