Pressenachricht Nr. 051/2008 vom 9. Oktober 2008

Konjunktur: Handwerk noch verschont von angespannter Wirtschaftslage

Branchenunterschiede werden deutlicher

Die lahmende Weltkonjunktur wirkt sich bislang auf das Handwerk in der Region Stuttgart nur geringfügig aus. Wie die Herbstumfrage der Handwerkskammer zeigte, stellten die Betriebe zwar einen Rückgang bei Aufträgen, Umsätzen und der Betriebsauslastung fest. Auch in ihren Erwartungen sind sie vorsichtiger. "Von einer Krise im Handwerk kann aber keine Rede sein", beurteilt Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Stuttgarter Handwerkskammer, die Situation.

Im Zusammenhang mit den aktuellen Turbulenzen auf den internationalen Geldmärkten weist Munkwitz auf die gefährlichen Luftnummern hin, die den Bankencrash mit verursacht haben. "Gut beraten ist, wer den trügerischen Verlockungen schneller Geldvermehrung misstraut und statt dessen sein Geld in reale Werte investiert. Beispielsweise bieten sich handwerkliche Dienstleistungen zur Werterhaltung von Gebäuden oder zur Steigerung der Energieeffizienz geradezu an." Auch sollten Zukunftsprojekte wie Stuttgart 21 jetzt ganz rasch realisiert werden. Dies wäre ein Sonderkonjunkturprogramm, wie man es sich in der derzeitigen Situation nur wünschen kann.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Handwerk der Region Stuttgart ist durchaus etwas schlechter als im Vorjahr, räumt Munkwitz ein. Rund 30 Prozent der befragten Betriebe mussten bei den Aufträgen Einbußen hinnehmen, rund 26 Prozent verzeichnen einen Umsatzrückgang. Die Zahl der unter Volllast fahrenden Unternehmen ist zurückgegangen. Auch die bisher hohe Investitionsneigung dürfte sich in den kommenden Monaten abschwächen. Trotz der angespannten Lage beweisen die Betriebe jedoch Vertrauen in den Markt, so die Umfrage, und blicken mit vorsichtiger Zuversicht auf die kommenden Monate. Gut 42 Prozent beurteilen die aktuelle Geschäftslage zumindest mit "gut". Auch hinsichtlich des nächsten Quartals gehen sie von einem freundlichen Konjunkturklima aus. Rund ein Drittel rechnet mit einer sich bessernden Auftrags- und Umsatzsituation.

Dabei zeigt sich ein zweigeteiltes Bild bei den Handwerksgruppen. Nach wie vor bleibt das Kfz-Handwerk das Sorgenkind. Die Betriebe zeigen sich mit der aktuellen Situation sehr unzufrieden. Wesentlich besser beurteilen die Handwerker des Bauhauptgewerbes und insbesondere des gewerblichen Bedarfs die Lage. Die Zulieferbetriebe profitieren von der Industriekonjunktur im Südwesten, die sich jedoch in den letzten Wochen deutlich abschwächte. Fast 14 Prozent der befragten Betriebe beschäftigen mehr Mitarbeiter als im Frühjahr. Diese erfreuliche Entwicklung der vergangenen Monate wird sich voraussichtlich nicht fortsetzen.

Verbesserten Steuerbonus begrüßt

Die Zusage der Großen Koalition, haushaltsnahe Dienstleistungen stärker als bisher zu fördern, begrüßt Hauptgeschäftsführer Munkwitz. Im Koalitionsausschuss wurde am vergangenen Wochenende ein 20-prozentiger Steuerbonus auf maximal 20.000 Euro beschlossen. Dadurch können insgesamt maximal 4000 Euro von der Steuerschuld abgezogen werden. Wirkungsvoll wäre allerdings, so Munkwitz, den Bonus auf 25 Prozent zu erhöhen. Das wäre eine deutliche Differenz zum 19-prozentigen Mehrwertsteuersatz und würde die Schwarzarbeit besser eindämmen. Das Handwerk fordert allerdings eindeutige Regelungen. "Wir gehen davon aus, dass alle Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen von Handwerksbetrieben unter die Rubrik haushaltsnahe Dienstleistungen fallen und dass dies auch gesetzlich verankert wird."

Positiv wertet das Handwerk den sich abzeichnenden Kompromiss in Sachen Erbschaftssteuerreform. Nach derzeitigem Stand kann der Großteil der Familienunternehmen im Handwerk ohne Steuerbelastungen vererbt werden. Sollte die Große Koalition die Haltefrist außerdem auf zehn Jahre verkürzen und sich auch über die Lohnsumme einigen, die über einen bisher nicht festgelegten Zeitraum ein gewisses Maß nicht unterschreiten darf, sieht das Handwerk zahlreiche politische Ziele als erreicht an.

Kritisch äußert sich Kammerchef Munkwitz zur Festlegung des Beitrags zur Gesetzlichen Krankenversicherung. "Der hohe Beitragssatz von 15,5 Prozent bedeutet für den Löwenanteil der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusätzliche, nicht akzeptable Belastungen." Das Fatale daran sei, dass der Beitrag weiterhin an den Faktor Arbeit gekoppelt ist. So könne in absehbarer Zeit keine Entlastung der Nettoeinkommen erreicht und die "kalte Steuerprogression" nicht gestoppt werden. Die bisher nicht einmal gesicherte Absenkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung sei keine ausreichende Kompensation.

Konjunkturbericht 2008 Drittes Quartal (pdf-Dokument, 125 KB)

 


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