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Ines Fuchs

Die Corona-Pandemie stellt viele Menschen vor Herausforderungen. Lesen Sie hier, welche Projekte und Ideen Handwerker aus der Region Stuttgart realisiert haben.So sozial und innovativ ist das Handwerk

 Zahlreiche Aktionen in der Region Stuttgart

Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmer vor große Herausforderungen gestellt. Durch Ladenschließungen, Kontaktbeschränkungen und weitere Maßnahmen mussten bewährte Strategien überdacht und neu bewertet werden.

Im Handwerk der Region Stuttgart wurden durch diese Umstände neue Kooperationen, Geschäftsmodelle oder Spendenaktionen ins Leben gerufen, die zeigen, wie die Krise mit Kreativität und Ideenreichtum gemeistert werden kann. 

Nachfolgend finden Sie ein paar schöne Beispiele. Wenn Sie mit ihrem Betrieb ebenfalls aktiv helfen oder eine innovative Idee umgesetzt haben, schicken Sie uns doch ein Foto und einen kurzen Text dazu: Wir nehmen die Aktion gern auf dieser Seite auf!

  presse@hwk-stuttgart.de



 Corona-Kooperationsbörse

Sie suchen Kooperationspartner? Auf dieser zentralen Plattform finden Gesuche und Angebote zusammen:

zur Kooperationsbörse



Bier-Lieferungen und Online-Verkostungen

Um Synergien zu nutzen und die vorhandenen Produkte trotz geschlossener Ladengeschäfte an die Kundschaft zu bringen, schloss sich Brauer und Mälzer Daniel Singh aus Weilheim an der Teck mit vier Kleinbrauern und einem Biersommelier aus der Umgebung zusammen und organisierte eine gemeinsame Lieferkooperation für Privatpersonen.

„Durch die Pandemie sind uns Kleinbrauern fast alle Einnahmequellen versiegt. Deshalb haben wir uns zusammengeschlossen, um unseren Kunden das Bier direkt vor die Haustüre liefern zu können“, erläutert der Handwerker.

Mit Onlineverkostungen, die bei der Kundschaft sehr gut ankommen, konnten der 25-Jährige und seine Kollegen zudem bereits rund 500 Bierliebhaber erreichen.



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Corinna Schmid Photography



 Aufbau von Online-Unterricht

Fotograf Michael Bleeser, Inhaber des Fotostudios BE fotomedia in Löchgau, musste aufgrund der Pandemie ebenfalls umdenken.

Normalerweise realisiert er gemeinsam mit seinem Team Bewerbungsbilder oder begleitet Hochzeiten. Während des Lockdown intensivierte er die bestehende Kooperation mit der Modefachschule Sigmaringen.

„Zu Beginn der Pandemie kam dann Schulleiter Hartmut Hopf auf uns zu und bat uns, den Grundaufbau der Technik des Online-Unterrichts sowie die Einweisung der Lehrkräfte in die Software zu betreuen“, erklärt Bleeser.

In Zukunft möchte der Fotograf weiterhin Schulen oder auch Unternehmen bei der Realisierung von funktionierendem Online-Unterricht sowie der kompetenten Beratung zur Technik unterstützen.



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befotomedia.de



 Spendenaktion von Kunst- und Kulturschaffenden

Als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 den ersten Lockdown zur Folge hatte, konnte Goldschmiedin Ellen Weber-Mack zwar in der Esslinger Werkstatt noch ihrem Handwerk nachgehen, allerdings brachen der Unternehmerin jegliche Laufkundschaft sowie der direkte Kundenkontakt weg.

Neben den Sorgen um die eigene berufliche Existenz verstärkte sich bei der 29-Jährigen die Sorge um das Gemeinwohl.

So entstand die Idee der Initiative „Geben & Geben“, bei der sich mittlerweile 14 Kunstschaffende zusammengefunden und vernetzt haben. Sie verkaufen ihre Produkte unter dem gemeinsamen Label und spenden damit zehn Prozent des gemachten Umsatzes.

„Nach einem Jahr blicken wir stolz auf über 20.000 Euro Umsatz und anteilige Spenden an das Deutsche Rote Kreuz, die SOS Kinderdörfer weltweit und dem Wildwasser Stuttgart e.V. zurück“, fasst die Goldschmiedin den Erfolg der von ihr initiierten Spendenaktion zusammen. 



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Ines Fuchs



Wirksames Hygienekonzept

In den meisten Köpfen sind herkömmliche Hygienemethoden mit umweltbelastenden Desinfektionsmitteln und Raumluftfiltern verankert. Auf diese kann beim Hygienekonzept der Lippemeier Gebäudereinigungsdienst GmbH verzichtet werden.

„Uns war es immer wichtig, ein wissenschaftlich untermauertes Hygienekonzept unter nachhaltigen Gesichtspunkten zum Wohle von Mensch und Natur anzubieten“, erklärt Gebäudereiniger Klaus Lippemeier.

Der Betriebsinhaber aus Schönaich hat ein Hygienekonzept entwickelt, das in Sachen Wirksamkeit und Umsetzungsmöglichkeit einzigartig am Markt ist und von jedem Unternehmen, von jeder Reinigungskraft eingesetzt werden kann.

Voraussetzung ist eine einfache Schulung, die auch online oder per Video umgesetzt werden kann.



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Privat



 Pandemie als Digitalisierungstreiber

„Wir bei Zwinz – Raum und Möbel hinterfragen seit vielen Jahren regelmäßig unsere Prozesse, Maßnahmen und Werkzeuge. Die Pandemie ist daher nur ein neuer Anlass“, erklärt Rudolf Zwinz, Geschäftsinhaber der Stuttgarter Schreinerei.

Um die Projektdokumentation und Kommunikation effizienter und strukturierter zu machen, findet im Betrieb derzeit die Umstellung auf Microsoft Teams statt. 

„Kundentermine können aus unserem Showroom heraus per Video-Chat stattfinden“, berichtet der Schreinermeister. Das ermögliche trotz Pandemiezeiten den wichtigen persönlichen Austausch mit Kunden.

Um die Mitarbeiterzahl vor Ort zu reduzieren, werden Kollegen aus Entwurf und Arbeitsvorbereitung zu Besprechungen aus dem Homeoffice zugeschalten.



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Zwinz



 Über Nacht zum neuen Geschäftsmodell

Noch bevor das Corona-Virus in Deutschland angekommen war, hatte Schreiner Marco Schmid eine Anfrage der örtlichen Apotheke zur Erstellung einer Hygieneschutzwand vorliegen.

Dass der Schreiner dabei nicht nur auf Funktionalität, sondern auch auf Optik achtet, sprach sich in Wäschenbeuren und Umgebung schnell herum, weshalb eine Vielzahl an Neuaufträgen folgte.

Binnen kürzester Zeit schaffte es der Handwerker, der sonst vor allem im Bereich des Messe- und Ladenbaus tätig ist, ein Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen, um seine Kunden mit den wichtigen Hygieneschutzwänden auszustatten – bis der Plexiglas-Vorrat seines lokalen Glasers erschöpft war.

 „Mein oberstes Ziel war es, trotz der Krise meine Arbeitsplätze erhalten zu können“, berichtet Schmid.

Dabei ging auch der Aspekt des sozialen Engagements nicht verloren: Der Unternehmer stellte Pflegeeinrichtungen kostenfrei fahrbare Hygiene-Wände zur Verfügung, damit Personen in Pflege und ihre Angehörigen sich trotz Corona sehen können.



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Schmid



Möbel nach Maß und Masken dazu

Um Mitarbeiter und Kunden vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen, hat die Schreinerei Holzart von Bernd Rebmann kurzerhand das Angebot erweitert.

Kunden des Unternehmens werden nicht nur mit schönen Möbeln, sondern zugleich mit praktischen Behelfsmasken ausgestattet.

„Diese ungewöhnlichen Zeiten erfordern gerade im Handwerk ungewöhnliche und kreative Maßnahmen“, betont der Unternehmer.

Die Masken vertreibt die Firma über die Plattform Einzelheld, auf der vor allem kleine Unternehmen ihre Waren praktisch präsentieren und damit einen größeren Kundenkreis erreichen können.



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Rebmann



 Masken aus der Maßschneiderwerkstatt

Auch die Staatstheater Stuttgart haben früh vorgemacht, was das Handwerk beitragen kann.

In der Lehrwerkstatt für das Maßschneiderhandwerk wurden Masken zur Bedeckung von Mund und Nase geschneidert. Die Schutzmasken wurden an die Caritas, an Arztpraxen und an eine Frühchenstation ausgeliefert.

„Die vielen Berichte, dass die wichtigen Masken gegen die Ansteckungsgefahr überall ausverkauft sind und sogar gestohlen werden, haben mich darauf gebracht, hier zu helfen und auch einen Beitrag zu leisten“, sagte Natalie Weber, Leiterin der Lehrwerkstatt, gegenüber derStuttgarter Zeitung noch zu einem frühen Zeitpunkt während der Pandemie.

In der Werkstatt sei ja alles dafür da: Nadel und Faden, Stoffe, das Können und vor allem die Bereitschaft.



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Die Staatstheater Stuttgart



 Zusammenhalt statt Konkurrenzdenken

„Die Krise hat uns vor allem gezeigt, was Zusammenhalt bedeutet“, blickt Volker Kleinle, Obermeister der Bäcker-Innung Region Stuttgart Nord, auf die vergangene Zeit zurück.

Zahlreiche Hilfsaktionen und Unterstützungsangebote seien ins Leben gerufen worden.

„Auch in der Bäckerbranche haben wir das in den letzten Wochen enorm gespürt. Wo früher oftmals der Konkurrenzgedanke dominierte, ist heute ein klares Miteinander und eine starke Verbundenheit unter den Kollegen vorhanden“, sagt der Obermeister.

So wurde beispielsweise im Rems-Murr-Kreis die Aktion „Steh zu deinem Bäcker – geh zu deinem Bäcker“ ins Leben gerufen, die einen starken Zusammenhalt der Bäckerbranche signalisiert.



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HWK



 Mit Strategie und Kreativität durch die Krise

In der Pandemie hatten auch viele Gesundheitsberufe stark zu kämpfen: Kosmetiker und Friseure mussten ihre Läden schließen, Augenoptiker und Hörgeräteakustiker durften zwar dringend notwendige Dienstleistungen erbringen, mussten jedoch die Verkaufsräume geschlossen halten.

Das Ludwigsburger Hörforum Wied hat diese Situation genutzt, um Zukunftskonzepte zu erarbeiten.

„Durch Beratungen per Telefon und Skype, YouTube-Tutorials, die den Kunden Informationen liefern und häufig gestellte Fragen beantworten sowie eine WhatsApp-Notfall-Beratung konnten wir unseren Kunden zeigen, dass wir trotzdem für sie da sind – auch, wenn unsere Verkaufsräume geschlossen sind“, erklärt Inhaber Jochen Wied.



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AMH