
Sonderwege ins Handwerk
Manchmal stehen persönliche Defizite, Lernschwächen, Behinderungen oder Lebensumstände einer Ausbildung in einem regulären Handwerksberuf entgegen. Eine Alternative sind dann Fachwerkerberufe: Sie reduzieren den theoretischen und praktischen Inhalt einer Regelausbildung.
Diese Fachwerkerberufe gibt es
Fachwerkerberufe sind anerkannte Ausbildungsberufe der Handwerkskammer. In einer meist dreijährigen Lehrzeit werden sie in speziellen Ausbildungsgängen unterrichtet und sind oft in einzelne Bausteine gegliedert. In der Region Stuttgart werden im Wirtschaftszweig Handwerk die folgenden Ausbildungsgänge als Rehabilitationsmaßnahmen angeboten:
Beruf | Ausbildungsdauer |
Bäckerfachwerker Bau- und Metallmaler, Fachrichtung Fahrzeuglackierer Bau- und Metallmaler, Fachrichtung Maler Bauten- und Objektbeschichter (Regelausbildung) Fachhelfer für Reinigungstechnik Fachkraft für Metalltechnik (Regelausbildung), Fachrichtung Montagetechnik Fachkraft für Metalltechnik (Regelausbildung), Fachrichtung Konstruktionstechnik Fachkraft für Metalltechnik (Regelausbildung), Fachrichtung Zerspanungstechnik Fachkraft für Metalltechnik (Regelausbildung), Fachrichtung Umform- und Drahttechnik Fachlagerist (Regelausbildung) Fachpraktiker Fleischer Fachpraktiker für Holzverarbeitung Fachwerker für Feinwerktechnik Fachwerker für Metallbautechnik Maschinen- und Anlageführer (Regelausbildung), Schwerpunkt Metall- und Kunststofftechnik Maschinen- und Anlageführer (Regelausbildung), Schwerpunkt Textiltechnik Maschinen- und Anlageführer (Regelausbildung), Schwerpunkt Textilveredelung Maschinen- und Anlageführer (Regelausbildung), Schwerpunkt Lebensmitteltechnik Teilezurichter (Regelausbildung) Werker für Feinwerktechnik | 36 Monate 36 Monate 36 Monate 36 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 36 Monate 36 Monate 36 Monate 36 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate 24 Monate |
Alle Bildungsträger der Region Stuttgart
Auf die Ausbildung in diesen Berufen hat sich eine Reihe von Bildungsträgern spezialisiert. Sie verfügen über geeignete Werkstätten, in denen die praktische Ausbildung stattfindet. Meist bieten sie angegliederte Sonderberufsschulen, die den theoretischen beziehungsweise schulischen Teil der Ausbildung abdecken.
Den Kontakt zur Berufspraxis stellen ergänzende Praktika her, die in Betrieben der freien Wirtschaft absolviert werden. In einigen Berufen findet die Ausbildung vollständig in einem Betrieb statt, die Fachleute der Bildungsträger begleiten dann die Ausbildungen. In der Region Stuttgart ist der größte Bildungsträger für Fachwerkerausbildungen das Berufsbildungswerk (bbw) in Waiblingen, doch es gibt noch eine Reihe anderer Anbieter:
Der Weg in den Fachwerkerberuf
Kostenträger und erste Anlaufstelle für Interessenten sind die regionalen Agenturen für Arbeit .
1. Die Reha-Beratung
Erfahrene Mitarbeiter der Agenturen für Arbeit führen eine so genannte "Reha-Beratung" durch, die als erster Schritt nicht ausgelassen werden darf. Die Anmeldung zu einem der Bildungsträger erfolgt nach diesem Gespräch und mit Zustimmung des Beraters der Arbeitsagentur. Fragen Sie in der Arbeitsagentur Ihres Wohnorts nach dem zuständigen Reha-Team. Die Mitarbeiter helfen Ihnen dort gerne weiter:
2. Das Eignungsprofil
Nach dem ersten Kontakt mit der vom Reha-Team zugewiesenen Bildungseinrichtung, die Fachwerkerausbildungen durchführt, steht die Frage im Vordergrund, für welche Art von Ausbildung sich ein Interessent eignet. Um das herauszufinden, gibt es Aufnahme- und Informationsgespräche, denen sich eine handwerkliche und schulische Erprobung anschließen kann. Am Ende dieser Testphase steht ein individuelles Eignungsprofil. Bildungseinrichtung und Reha-Team der Agentur für Arbeit können auf der Grundlage dieses Profils eine Empfehlung über eine Fördermaßnahme oder eine Ausbildung aussprechen.
3. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder Ausbildung
Kommen die Berater beider Einrichtungen zu dem Ergebnis, dass ein Bewerber ausbildungsreif ist und Berufswunsch sowie Eignung für den Beruf übereinstimmen, steht einer Ausbildung in einem Fachwerkerberuf nichts mehr im Wege. Oft herrschen unter den Jugendlichen jedoch noch keine festen Vorstellungen über ihren beruflichen Werdegang. Die Reha-Berater können dann vor der Ausbildung die Teilnahme an einer Berufsvorbereitung empfehlen, einer so genannten BvB-Maßnahme (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme). Viele Bildungsträger bieten solche Maßnahmen an und bilden später auch im passenden Fachwerkerberuf aus.
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sind einer Ausbildung zeitlich vorgeschaltet und sollen den Einstieg in die Lehre erleichtern. Kostenträger ist die Agentur für Arbeit. Am Ende einer Maßnahme steht der Einstieg in eine reguläre oder eine durch die Agentur für Arbeit geförderte Ausbildung.
BvB-Maßnahmen richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene bis zum Alter von 25 Jahren. Sie lernen verschiedene Berufsfelder kennen und werden in den beruflichen Schlüsselkompetenzen geschult. Praktische Werkstattarbeit wird durch Schulunterricht in der Sonderberufsschule ergänzt. Die Dauer einer solchen Maßnahme richtet sich nach den Bedürfnissen der Teilnehmer, ist aber spätestens nach elf Monaten beendet.
Welche weiteren Voraussetzungen zu erfüllen sind, um an einer BvB-Maßnahme teilnehmen zu können, wissen die Mitarbeiter des Reha-Teams.
Für die Ausbildung in einem Fachwerkerberuf gilt ebenfalls das duale Ausbildungsprinzip. Die praktische Ausbildung in den Werkstätten des Bildungsträgers wird durch Unterricht in der Sonderberufsschule ergänzt. Zusätzlich verfügen die meisten Bildungsträger über fachkundige sozialpädagogische Mitarbeiter, die die Jugendlichen auf ihrem Ausbildungsweg unterstützen. Praktika in Betrieben der freien Wirtschaft ergänzen die Lehrzeit.
Details zur Ausbildung finden Sie in den Beschreibungen der einzelnen Berufe, die oben aufgelistet sind. Unter gewissen Umständen kann eine Ausbildung in einem Fachwerkwerberuf auch in Kooperation mit einem Handwerksbetrieb und einem Bildungsträger erfolgen. Informationen dazu geben ebenfalls die Reha-Berater.
4. Und dann?
Wie es nach der Teilnahme an einer BvB-Maßnahme oder nach Abschluss einer Fachwerkerausbildung weitergeht, hängt von den Voraussetzungen jedes Einzelnen ab. Im Idealfall münden die Angebote in ein intaktes Berufsleben, das nur noch wenige oder gar keine Unterschiede mehr zu den "klassischen" Wegen in den Beruf aufweist.
Video: So funktioniert die Teilzeitausbildung
Nicht immer ist eine Lernschwäche oder Behinderung der Grund, warum eine reguläre Ausbildung nicht möglich ist. Wenn es aufgrund persönlicher Lebensumstände an der nötigen Zeit mangelt, kommt in allen regulären Handwerksberufen eine Teilzeitausbildung infrage. Im Video erklären wir, wie das funktioniert:

Ingrid Dünzl
Ausbildungsberaterin (Nahrungsmittel, Farbe, Bau, Bildungsträger)
70191 Stuttgart