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Warum wir uns für die Digitalisierung der Schulen und mehr Handwerk im Klassenzimmer stark machen, erklärt Thomas Hoefling im Interview.Bildungspolitik: Schüler ins digitale Zeitalter führen

Neun Fragen an Hauptgeschäftsführer Thomas Hoefling

In unseren Schulen werden entscheidende Weichen für die berufliche Zukunft der Schüler gestellt. Die Frage, ob die Schulpolitik auf Kurs ist, beantwortet Kammerchef Thomas Hoefling im Interview.

Alle reden von der Digitalisierung an den Schulen. Ist das Thema tatsächlich so bedeutsam?

Auf jeden Fall. Neben der Ausbildungsreife sollten Schüler das Rüstzeug für die Berufswelt von Morgen bereits in der Schule erhalten. Und dazu gehört die Digitalisierung der Arbeitswelt.

Sind hierfür die Voraussetzungen geschaffen?

Der Vermittlungsausschuss von Bund und Ländern hat sich ja zum Digitalpakt an Schulen geeinigt. Jetzt geht es darum, dass Berufsschulen und überbetriebliche Ausbildungsstellen angemessen berücksichtigt werden. Neben der Ausstattung müssen digitale Kompetenzen und der Umgang mit Medien aber auch methodisch sinnvoll vermittelt werden.

Sind die Lehrer derzeit ausreichend qualifiziert?

An vielen Schulen fehlen Lehrkräfte, die Informatik unterrichten können. Die Lehrerfortbildung im digitalen Bereich muss einen höheren Stellenwert einnehmen. 2017 wurde Informatik an Gymnasien verpflichtend eingeführt und dann in einem zweiten Schritt –  auch auf Druck des Handwerks – seit diesem Schuljahr auf alle Schularten ausgeweitet. Das sehen wir als wichtigen Meilenstein, um Jugendliche ins digitale Zeitalter zu führen und ihnen berufspraktische Kompetenzen zu vermitteln.

Warum sind Ihnen die MINT-Berufe so wichtig?

Weil wir im gewerblich-technischen Bereich des Handwerks großen Fachkräftemangel haben. Deshalb muss hier diese Brücke gebaut werden. Unsere Kultusministerin betont immer wieder, dass sie Schüler bestmöglich auf die Herausforderungen einer digitalen Gesellschaft vorbereiten möchte. Deshalb ist gerade dasneu eingeführte Profilfach „Informatik, Mathematik, Physik“ (IMP) ein Baustein, um in Zukunft den Bedarf an Fachkräften in MINT-Berufen sicherzustellen.

Das Fach wird aber nur in Gymnasien angeboten.

Genau das ist unser Kritikpunkt. Von Realschulen und Werkrealschulen ist keine Rede, obwohl gerade die MINT-Fächer für viele duale Ausbildungsberufe wichtig sind. Hinzu kommt, dass in der Klassenstufe 8 bis 10, in der das Profilfach IMP angeboten wird, die Phase der Berufsorientierung stattfindet. Interesse für MINT-Fächer zu wecken und Kompetenzen auf diesem Gebiet zu stärken, sollte auch denjenigen ermöglicht werden, die nach der zehnten Klasse eine duale Ausbildung beginnen.

Werden denn Jugendliche in Schulen ausreichend auf die Berufswelt vorbereitet?

Einiges bewegt sich in die richtige Richtung, so die Einführung des Fachs „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“. Es muss gewährleistet sein, dass Schüler im Unterricht das Handwerk mit seiner beruflichen Vielfalt und seinem Chancenreichtum vorgestellt bekommen. Darüber hinaus muss jedoch auch der Brückenschlag zur Praxis gelingen. Schüler und Lehrer müssen raus in die Betriebe und den Alltag erleben. Hierzu zählt beispielsweise der Tag der beruflichen Orientierung an den weiterführenden Schulen.  

Lehrer sind wichtige Multiplikatoren und beeinflussen Entscheidungen.

Deshalb bieten wir auchLehrer-Praktika an, um ihnen das Handwerk näher zu bringen. Sinnvoll wäre, solche Fortbildungen verpflichtend für alle Berufsorientierungs-Lehrkräfte anzubieten.

Studieren dann weniger talentierte junge Menschen?

Ich will es mal vorsichtig ausdrücken: Wenn es uns gelingt, die Berufswelt transparent bei allen Entscheidern vorzustellen, dann beugen wir möglichen Fehlorientierungen  vor.  

Was macht dabei die Kammer?

Seit 2018 leisten wir zum Beispiel mit dem fünftägigen Angebot„Talente entdecken mit ProBerufGym“ einen Beitrag dazu, Gymnasiasten das Handwerk näher zu bringen. Die Schüler sind drei Tage in Handwerksbetrieben, wo ihnen Fachkräfte berufstypische Arbeiten näherbringen. Außerdem erhalten sie zwei Tage lang Infos aus erster Hand über Ausbildung und Karriere.



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Aline Theurer

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