Nr. 036/2015 vom 18. August 2015

Mit dem Handwerk die Karriereleiter rauf

Zum Start ins Ausbildungsjahr wurden Berufsbilder modernisiert

Viele Jugendliche beginnen die Ausbildung am 1. September in einem Beruf mit modernisierter Ausbildungsordnung. "Die Ausbildung im Handwerk ist immer auf der Höhe der Zeit. Unser Duales System ist gleichwertig zum akademischen Weg", unterstreicht Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. 

Mit dem neuen Berufsbild der Fachkraft für Lederherstellung und Gebereitechnik wurde einer der ältesten Handwerksberufe modernisiert, der des Gerbers. Den Beruf prägen hohe Qualitäts- und Umweltanforderungen. Handwerkliche Betriebe stellen Leder zur Weiterverarbeitung in höchster Qualität her. Der Beruf des Werksteinherstellers zeichnet die Entwicklung des bisherigen Betonstein- und Terrazzoherstellers in den vergangenen Jahren nach. Er umfasst jetzt die Herstellung von Betonstein-, Naturwerkstein- und Werksteinen aus künstlichen Materialien, sowie deren Verlegung und Instandsetzung. Schrittweise werden die Berufe zur Herstellung von Musikinstrumenten modernisiert. 2015 wurden die Berufe des Geigenbauers und des Bogenmachers neuen Standards angepasst, sowie die Prüfungen modernisiert. Das Berufsbild des Orthopädieschuhmachers hat sich zuletzt gewandelt. Qualifikationen auf dem Gebiet der Hygiene, der Bewegungsanalyse und des Sports stehen mehr im Vordergrund, ebenfalls der Umgang mit teilkonfektionierten Artikeln. Dem wird mit der Neuordnung der Ausbildung und der Prüfungen Rechnung getragen.

130 Ausbildungsberufe sind 130 Top-Chancen

Zu den Handwerksberufen zählen natürlich die Bäcker, Kraftfahrzeugmechatroniker, Friseure und Schreiner - aber nicht nur. Was viele nicht wissen: In über 130 verschiedenen Bereichen ist eine Ausbildung möglich. Vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik über den Systemelektroniker bis hin zum Zahntechniker – vom Maßschneider über den Graveur bis zum Stuckateur reicht die Palette. Das Handwerk bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich in seinem Wunschberuf zu verwirklichen und mit einer Ausbildung die Basis für die weitere Karriere zu legen. Wie das geht? Im dualen System absolvieren Lehrlinge ihre Ausbildung teils im Betrieb, teils in der Berufsschule. So werden sie frühzeitig in den Arbeitsalltag eingebunden, gleichzeitig kommt aber auch die wichtige Theorie nicht zu kurz. Zwei bis dreieinhalb Jahre später – je nach Schulabschluss und Beruf - folgt dann der Abschluss der Ausbildung mit der Gesellenprüfung. Der Gesellenbrief ist für viele das Sprungbrett für die weiteren Karrierestufen.

Vielfältige Perspektiven im Handwerk

"Bei uns zählt nicht, wo du herkommst, sondern wo du hin willst." Dieser Satz bringt es auf den Punkt. Mit einer handwerklichen Ausbildung in der Tasche kann jeder soweit kommen, wie es seinen persönlichen Zielen und seinem Leistungswillen entspricht. Die Aus- und Weiterbildungsangebote im Handwerk sind attraktiv und werden kontinuierlich ausgebaut. Seien das fachliche Weiterbildungsangebote, wie der Gebäudeenergieberater, Restaurator oder Gestalter im Handwerk, oder Weiterbildungen mit betriebswirtschaftlichem Fokus wie Betriebswirt und Meister. Dank der Durchlässigkeit der beruflichen Bildung ist – vom Studium bis zur eigenen Betriebsgründung und der Selbstständigkeit – kein Ziel unerreichbar. Manch junger Handwerker sitzt schon mit Mitte zwanzig auf dem eigenen Chefsessel.

100 Clips – eine Berufung: das Handwerk

Bei der großen Auswahl an Möglichkeiten ist es gar nicht so leicht, die richtige Ausbildung zu finden. Einen realitätsnahen Überblick geben die kurzen Clips auf azubi-tv. Hier wird die Ausbildungswelt des Handwerks in der Region Stuttgart vorgestellt. Die Bandbreite der präsentierten Berufe reicht von A wie Augenoptiker bis Z wie Zimmerer. Lehrlinge aus dem Handwerk in den Landkreisen in der Region sowie aus der Landeshauptstadt zeigen in den kurzen Videos, wie ihr Arbeitsplatz aussieht, erzählen über die Tätigkeiten und berichten über ihre Erfahrungen in der Ausbildung. Sie reden auch Klartext über ihre Entscheidung, warum sie ihren Berufsweg im Handwerk begonnen haben und was genau ihre Ausbildung so besonders macht. Zusätzlich werden die freien Ausbildungs- oder Praktikumsplätze in der Region Stuttgart aufgelistet und weiterführende Informationen zu den Berufen angeboten.

Vom Praktikum in den Job

Für vier Jugendliche wurde im letzten Jahr ein Traum wahr: mit dem Adventure-Praktikum von azubi-tv konnten sie einen Tag lang ihren Wunschberuf testen- als Goldschmiedin, als Maskenbildnerin, als Zweiradmechatronikerin oder als Baggerführer. Der 16-jährige Nicolas war von seinem Adventure-Praktikum so begeistert, dass er im Herbst eine Ausbildung als Baugeräteführer beginnt. Ob sich diese Erfolgsgeschichte wiederholt? Im Juli und August ging das Adventure-Praktikum in die zweite Runde: Diesmal verloste azubi-tv für Schülerinnen und Schüler einen Schnuppertag als Feinwerkmechaniker/in, Konditor/in, Kraftfahrzeugmechatroniker/in und Maßschneider/in.

Die App "Lehrstellenradar" hilft bei der Suche

Ist der richtige Beruf gefunden, stellt sich gleich die nächste Frage: Wo gibt es freie Lehrstellen? Die praktische App "Lehrstellenradar" erleichtert zukünftigen Azubis die Suche nach einem freien Ausbildungsplatz im Handwerk ungemein. Mit dem Smartphone kann aus den freien Lehrstellen der Wunschberuf ausgewählt werden – auch Praktikumsstellen lassen sich so finden. Ein persönliches Profil hilft bei der individuellen Suche: Gehen passende Angebote ein, wird der Nutzer sofort über die Neuigkeit informiert. Das Lehrstellenradar ist kostenlos und kann im AppStore und bei Google Play heruntergeladen werden.

AV dual – wenn aus dem Praktikum eine Lehrstelle wird

Die duale Ausbildungsvorbereitung (AV dual) ist ein Pilotprojekt der Landesregierung. Dabei sollen Jugendliche, die im Anschluss an den Besuch der allgemeinbildenden Schule noch Förderbedarf haben, über eine duale Ausbildungsvorbereitung zu einer Ausbildung geführt werden. Auch Handwerksbetriebe aus dem Landkreis Rems-Murr haben bereits erfolgreich an dem Versuch teilgenommen. Und zwar mit folgendem Ziel: Die Praktikanten sollen am Betrieb "kleben" bleiben und nach dem absolvierten Praktikum direkt in die Ausbildung starten. Die Jugendlichen lernen an zwei Wochentagen den Betrieb und die Aufgaben kennen und können so beurteilen, ob eine Ausbildung in diesem Beruf das Richtige für sie ist. Anders herum können auch die Betriebe feststellen, ob sich die Praktikanten als neue Azubis eignen.

Bau sie auf

Auch die Imagekampagne des deutschen Handwerks stellt die Nachwuchswerbung in den Mittelpunkt. "Pack mit an", so heißt das Motto, mit dem die interessierten Jugendlichen über Plakate, Anzeigen, Kino- und TV-Werbung angesprochen werden. Mit Nahaufnahmen der Hände junger Handwerker und Auszubildender bei der Arbeit wird Lust auf die über 130 Ausbildungsberufe im Handwerk gemacht. So setzen die Motive die Vielfalt des Handwerks auf authentische Weise in Szene und appellieren an junge Menschen: "Die Welt war noch nie so unfertig. Bau sie auf", "Designe sie", "Mach sie saftig", "Mach sie smart" oder "Veredle sie". Von klassischen bis hin zu künstlerischen Gewerken wird das breite Spektrum des Handwerks abgebildet und so dessen Vielfalt gezeigt. Neben der bundesweiten Plakatierung im öffentlichen Bereich sind die Motive in einigen Regionen auch an Sportplätzen oder auf Bussen zu entdecken. Zudem kommen sie im Internet sowie auf mobilen Geräten zum Einsatz. Alle Motive verweisen auf die Internetseite www.handwerk.de, auf der interessierte Jugendliche Informationen zu allen Handwerksberufen, Ausbildungsinhalten und praktische Bewerbungstipps erhalten.

Handwerksorganisationen leisten Orientierungshilfe

Wer mehr über die vielseitigen Ausbildungs- und Karrierechancen im Handwerk erfahren möchte, ist bei den Ausbildungsexperten der Handwerkskammer Region Stuttgart richtig. Einfach anrufen: 0711 1657-256. Sie geben wertvolle Tipps zur Berufsorientierung und zu den Bewerbungsunterlagen. Außerdem sind in der Lehrstellen- und Praktikumsbörse der Handwerkskammer unter www.hwk-stuttgart.de viele freie Stellen hinterlegt.

Ansprechpartner der Redaktion:

Gerd Kistenfeger, Pressestelle
Telefon 0711 1657-253

Ansprechpartnerin zum Thema:

Julia Mihajlovski, Berufsorientierung
Telefon 0711 1657-287