Pressenachricht Nr. 047/2009 vom 23. November 2009

Handwerkskammer zum Strukturbericht 2009

Elektromobilität verändert Handwerk langfristig

Die Automobilregion Stuttgart wandelt sich, und Elektromobilität spielt dabei eine wesentliche Rolle. Dies geht aus dem Strukturbericht hervor. Er bestätigt auch, dass sich dieser Trend auf die Handwerksbranchen in der Region Stuttgart langfristig auswirken wird. Bis sich Elektrofahrzeuge auf breiter Front im Individualverkehr durchsetzen werden, wird allerdings noch einige Zeit vergehen.  

Der gemeinsam vom Verband Region Stuttgart, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und der IG Metall herausgegebene Bericht behandelt in seinem Schwerpunktthema die Abhängigkeit der Region Stuttgart von der Schlüsselbranche Fahrzeugbau und die sich abzeichnenden tiefgreifenden Veränderungen. Das Handwerk leitet daraus drei große Herausforderungen ab: die Anpassung der Aus- und Weiterbildung im Kfz-Bereich, die Unterstützung der Betriebe beim Bewältigen des technologischen Wandels und die Marktchancen für das Elektrohandwerk. Bei der Vorstellung des Berichts hob Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, hervor, dass sich das Handwerk darauf einstellen müsse und werde.

Offensichtlich sind die Auswirkungen der Elektrifizierung im Antriebsstrang auf die Ausbildung und Weiterbildung im Kfz-Bereich, denn Kfz-Mechatroniker brauchen eine zusätzliche Qualifikation für die Arbeit mit Hochvoltsystemen wie der Batterie. Munkwitz fordert deshalb mehr Mittel für die Weiterbildung und Neueinstellung von Lehrern in den Berufsschulen: "Im Berufsschulbereich müssen rechtzeitig die Weichen gestellt werden, damit bei einem Marktdurchbruch der Elektromobilität die Ausbildungsinhalte schnell angepasst werden können und das Handwerk seinen hohen Ausbildungsstandard beibehält."

Das Thema Elektromobilität beschäftigt ganz besonders die Bildungsakademie Handwerkskammer Region Stuttgart und das dort angesiedelte Kfz-Kompetenzzentrum Baden-Württemberg. Bisher gibt es keine regionalen Weiterbildungsangebote zum Thema Elektromobilität. "Aus diesem Grund werden wir im nächsten Jahr im Kompetenzzentrum noch einmal in moderne Antriebssysteme wie Hybrid- oder Elektrofahrzeuge investieren. Weiterbildungsangebote und die Qualifizierung unserer Kfz-Trainer werden damit einhergehen", stellt Kammerchef Claus Munkwitz in Aussicht. Das Kfz-Kompetenzzentrum nimmt damit einen zentralen Stellenwert in der regionalen Aus- und Weiterbildung im Bereich der Elektrifizierung des Antriebsstrangs ein. "Wir machen uns deshalb für eine Verlängerung der Förderung des Kompetenzzentrums über die Projektlaufzeit hinaus stark", erklärte Munkwitz.

Reformbedarf bei der Schulbildung

Der Strukturbericht bestätigt, dass die Anforderungen an die Beschäftigten steigen und der Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte immer weniger Chancen bietet. Eine solide und gute Schulbildung ist daher unerlässlich. "Unsere Hauptsorge gilt der Ausbildungsreife", erläutert Claus Munkwitz. Ein Großteil des handwerklichen Nachwuchses rekrutiere sich aus dem Kreis der Hauptschüler. Immer weniger Schüler jedoch melden sich für die Hauptschule an, deren Ausbildungsreife zudem viel zu oft zu wünschen übrig ließe. So bestehe die Gefahr, viele Ausbildungsplätze im Handwerk nicht mehr ausreichend qualifiziert besetzen zu können. Ob die neue Werkrealschule Abhilfe schaffe, werde sich zeigen müssen. Als "berufliche Werkrealschule" und Ganztagsschule gebe das Handwerk ihr eine Chance. Die ursprüngliche Konzeption müsse aber konsequent umgesetzt werden. "Diese neue Schule muss die Hauptschule ablösen. Denn eine noch weitere Aufgliederung wäre Gift."

Kleine Betriebe haben oft nicht die Kapazitäten für die Beobachtung und Beurteilung technologischer Neuerungen. Die Handwerkskammer versteht sich daher als Dienstleister für die Kfz-Betriebe und Kfz-Zulieferbetriebe und unterstützt sie bei der Bewältigung des Wandels im Automobilbereich. "Bewährte Förderprogramme wie die kostenfreie Kurzberatung durch Spezialisten, das Innovationscoaching oder Innovationsgutscheine müssen fortgeschrieben und um weitere bewährte Angebote ergänzt werden, beispielsweise durch Co-Finanzierung von BIT-Beratern im Handwerk mit Landesmitteln", fordert Kammerchef Claus Munkwitz. Wichtig sei außerdem die Förderung von Netzwerken, Kompetenzzentren und Transfereinrichtungen für kleine und mittelständische Unternehmen.

Marktchancen für Elektrohandwerke

Energieerzeugung, Energieübertragung, Energiespeicherung und der effiziente Umgang mit Energie gehören zu den Kernkompetenzen der Elektrohandwerke. Hauptgeschäftsführer Claus Munkwitz verweist auf die Chance zur Mitgestaltung neuer Märkte, die sich für die Elektrohandwerke bei der Bereitstellung der notwendigen flächendeckenden Infrastruktur für Elektrofahrzeuge auftun. "Nicht zu unterschätzen sind in diesem Zusammenhang die Entwicklung neuartiger Geschäftsmodelle zur Sicherung der Mobilität und die Anstrengungen der Energiewirtschaft, neue Märkte zu erschließen, intelligente Netze aufzubauen und beispielsweise Autobatterien als Stromspeicher zu nutzen." Sie sind ein erheblicher Push-Faktor bei der Entwicklung der Elektromobilität.

Strukturbericht 2009 (pdf-Dokument, 1,85 MB)

 


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