FachkräftemangelInterview: Hollywood-Star Ralf Moeller engagiert sich fürs Handwerk

Der eine eroberte als „Gladiator“ an der Seite von Russel Crowe Hollywood, die anderen erobern mit Eindrücken aus ihrem Klempnerinnen-Handwerk die sozialen Medien: Der frühere Bodybuilder und Schauspieler Ralf Moeller traf Ende Oktober auf einer Baustelle in Stuttgart die „Handwerkschwestern“ Franziska und Elena Dangel von derDangel Metall GmbH in Lenningen.

Der Grund für den gemeinsamen Auftritt des „Mr. Universum“ von 1987 mit den Handwerks-Influencerinnen aus dem Landkreis Esslingen: Im Rahmen der Initiative „Motivation Handwerk“ machen Moeller undHans Schäfer Workwear auf den Nachwuchsmangel im Handwerk aufmerksam und wollen junge Menschen für handwerkliche Berufe begeistern. Der Startschuss erfolgte in Stuttgart.

„Wir sind superstolz, als erste Handwerkerinnen im Rahmen der Initiative besucht worden zu sein. Die Sichtbarkeit des Handwerks ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir glauben, dass viel mehr junge Leute daran Gefallen finden können. Unser Beruf begeistert uns jeden Tag aufs Neue“, so Franziska und Elena Dangel über den Besuch.

Was Ralf Moeller motiviert, sich gegen den Fachkräftemangel zu engagieren, lesen Sie im nachfolgenden Interview, das wir am 27. Oktober 2023  geführt haben. Betriebe, die sich ebenfalls für einen Besuch von Ralf Moeller bewerben möchten, können dies per Videobotschaft tun:

Jetzt für einen Besuch von Ralf Moeller bewerben!

HWK: Welche Ziele verfolgt die neue Initiative „Motivation Handwerk“?

Moeller: In den nächsten Jahren werden in Deutschland rund sechs bis sieben Millionen Handwerkerinnen und Handwerker in Rente gehen. Und auch heute schon werden überall händeringend Lehrlinge gesucht – egal ob in Klempnerbetrieben, bei den Zimmerern, Maurern, Fliesenlegern oder im Dachdecker-Handwerk. Wir brauchen dringend Handwerker! Darauf müssen wir aufmerksam machen und deshalb haben wir die Kampagne gestartet.

Wie sieht das konkret aus?

Im nächsten Jahr werde ich drei Handwerkerinnen, Handwerker oder Handwerksbetriebe besuchen. Bei den Besuchen wollen wir dann im Rahmen der Initiative, zu der ich mit dem innovativen Traditionsunternehmen Hans Schäfer Workwear aufrufe, zeigen, dass das Handwerk sehr kreativ und innovativ ist. Die „Handwerkschwestern“ sind doch das beste Beispiel, wie erfüllend die Arbeit in einem handwerklichen Betrieb sein kann, und das man sich am Ende eines langen Arbeitstags befriedigt fühlt, wenn man selber etwas geschaffen hat.

Du bist selbst der Sohn eines Handwerkers. Welche Rolle hat das für dich gespielt?

Mein Vater war Schlosser und Schweißer, der hat mir meine ersten Hanteln gebaut (lacht). Da war ich so 17, 18 Jahre alt und hatte gerade mit dem Bodybuilding begonnen. Ich habe damals schon viel von seiner Arbeit mitbekommen, als Schlosser waren seine handwerklichen Fähigkeiten sehr gefragt. Gerade die Arbeit mit Metall geht ja auch oft in eine künstlerische Richtung.

Wäre das auch der Handwerksberuf gewesen, der dich am meisten gereizt hätte, wenn du kein Schauspieler geworden wärst?

Also im Betrieb der Handwerkschwestern würde ich sofort anfangen (lacht). Ich habe aber auch gerade für die ARD ein Format gedreht, in dem Skulpturen aus Holz gefertigt werden. Aus Holz kann man unglaublich tolle Dinge machen. Das Schöne an Handwerksberufen ist doch, dass man das Getane sieht – egal ob aus Holz, Eisen oder anderen Metallen. Und dann sagen kann: Mensch, toll, das hab ich selbst gemacht.

Als ehemaliger Bodybuilder bist du ja vor allem als Kraftprotz bekannt. Wie sieht es denn mit deinem Fingerspitzengefühl für handwerkliche Tätigkeiten aus?

Klar, im Handwerk kommt es nicht nur auf Körperkraft an. Da wird nicht nur rangeklotzt, da braucht es auch Feingefühl. Wenn der Akkuschrauber richtig eingestellt ist, kriege ich das schon hin, und um eine Glühbirne zu wechseln, brauche ich auch keinen Handwerker zu rufen. Aber im Zweifel kann ich mich ja jetzt einfach bei den Handwerkschwestern melden (lacht).

Siehst du weitere Parallelen zwischen deiner eigenen Karriere und Handwerksberufen?

Auf jeden Fall, zum Beispiel, wie sehr alles mit Vorurteilen belegt ist. Ich habe mich als Bodybuilder oft rechtfertigen müssen. Wenn man den Leuten dann aber erklärt, wie und warum man was macht, dann begreifen sie es auch. Im Handwerk ist das ähnlich, da herrschen oft völlig falsche Vorstellungen von den Berufen. Genau da setzt die Initiative an. Zusammen mit der Presse, den Betrieben und den Handwerkskammern wollen wir die Vorurteile aus den Köpfen kriegen und das Handwerk zeigen, wie es wirklich ist.

Mein Vater war Schlosser und Schweißer. Der hat mir meine ersten Hanteln gebaut.

Ralf Moeller