Nr. 003/2015 vom 30. Januar 2015

Mehr Schulabgänger begeistern sich fürs Handwerk

Zahl der Ausbildungsverträge in der Region Stuttgart um 2,5 Prozent gestiegen

Die Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart bilden wieder intensiver aus. 2014 wurden 2,5 Prozent mehr Ausbildungsverhältnisse bei der Handwerkskammer registriert als im Vorjahr. Auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe hat sich erhöht. Sie stieg von 4.767 in 2013 auf 4.914 im vergangenen Jahr. Die Zunahme liegt bei 3,1 Prozent.

Bernd Stockburger, Geschäftsführer für den Bereich Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Region Stuttgart, sieht einen der Gründe für die höhere Ausbildungsbereitschaft in der guten Auftragslage des Handwerks und dem daraus resultierenden stark gestiegenen Bedarf an qualifizierten Fachkräften. „Da der Arbeitsmarkt wenig hergibt, liegt es nahe, selbst aktiv zu werden und die Gesellen und Meister von morgen selbst auszubilden .“ Allerdings konnten, so Stockburger, trotz aller Anstrengungen der Betriebe viele Ausbildungsstellen nicht mit den „ausbildungsreifen Wunschkandidaten“ besetzt werden. Zum Jahresende seien noch fast 1.000 freie Lehrstellen in der Online-Börse der Handwerkskammer gelistet gewesen.

Die Gesamtzahl der Auszubildenden im Handwerk lag in der Region Stuttgart zum Stichtag 31.12.2014 bei 10.197. Im Vergleich zum Vorjahr blieb dieser Wert nahezu gleich. Ausgebildet wird in über 100 handwerklichen Berufen von A wie Augenoptiker bis Z wie Zimmerer. Auch weniger bekannte Branchen wie die Bestattungsbranche, die Ofen- und Luftheizungsbauer oder die Schilder- und Lichtreklamehersteller qualifizieren junge Menschen zu gesuchten Fachleuten. Überdurchschnittlich zugelegt hat im vergangen Jahr die Zahl der weiblichen Azubis. Ihr Anteil erhöhte sich um 6,5 Prozent auf 1.111 Berufsstarterinnen. „Es ist erfreulich, dass die Betriebe diese wichtige Zielgruppe erkannt haben“, erklärt Bernd Stockburger. Das Angebot einer Teilzeitausbildung für junge Eltern und eine gezielte Ansprache im Rahmen der Imagekampagne und der Berufsorientierung seien hierbei wichtige Aspekte. „Es ist erfreulich, dass junge Frauen eine Ausbildung im Handwerk als nachhaltige Zukunftsperspektive erkennen.“

Ausbildung als Alternative zum Studium

Angesichts der drohenden Fachkräftelücke bemühen sich die Betriebe auch zunehmend um leistungsstarke Auszubildende. So stieg 2014 der Anteil der Lehrlinge mit mittlerem Schulabschluss um 7,6 Prozent, die Abiturienten nahmen um 5,9 Prozent zu. „Für diese Zielgruppe hat das ständig komplexer werdende Handwerk enorme Perspektiven zu bieten“, betont Ausbildungsfachmann Bernd Stockburger. Durch weitere Zusatzangebote während der Ausbildung, das duale Studium und eine systematische Fortbildung sei der Weg ins Handwerk speziell für Abiturienten äußerst attraktiv gestaltet.“ Zudem würden bei der Nachwuchswerbung diese für viele bislang weniger bekannten Aspekte der Karriereleiter offensiver vermarktet und auch von talentierten Schulabgängern als interessante Konkurrenz zum Studium angesehen.

Unverändert hoch ist der Anteil der Azubis mit ausländischem Pass. Über ein Fünftel der Ausbildungsverhältnisse wurden mit jungen Menschen türkischer, italienischer, griechischer oder portugiesischer Herkunft geschlossen. Die Gesamtzahl der Ausbildungsverträge (1. bis 3. Ausbildungsjahr) mit Türken lag bei 734, 420 Italiener und 199 junge Griechen waren registriert. Bei den Top-Ten der häufigsten Ausbildungsberufe liegen wie in den Vorjahren die Kraftfahrzeugmechatroniker 2014 auf Platz eins. Der Friseurberuf und die Branche der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik nehmen wie zuvor die Plätze zwei und drei ein.

Praktikumsplätze sorgen für erste Erfahrungen

Um noch mehr Jugendliche für einen Beruf im Handwerk zu begeistern, haben Betriebe und Handwerksorganisation ihre Aktivitäten verstärkt. „Die wachsende Eigeninitiative der ausbildungswilligen Betriebe erkennen wir an den vielen angebotenen Praktikumsplätzen“, berichtet Bernd Stockburger. Den Schritt begrüßt die Handwerkskammer im Übrigen sehr. Stockburger: „Im Rahmen einer mehrtägigen Schnupperlehre erkennen Schüler und Ausbildungsbetriebe sehr schnell, ob beide Seiten zusammen passen.“ Diese Maßnahme habe sich schon oft bewährt, weil so Ausbildungsabbrüchen vorgebeugt werden könne.

Sehr erfreulich sei auch die hohe Bereitschaft der Handwerker, Bildungspartnerschaften mit allgemeinbildenden Schulen vor Ort einzugehen. „Diese Potentiale quasi vor der Haustüre hat das Handwerk erkannt und will sich so aktiv seinen Teil am Ausbildungskuchen sichern.“ So würden sich viele Betriebe aktiv der Konkurrenzsituation auf dem Ausbildungsmarkt stellen. Zudem würden die flankierenden Unterstützungsmaßnahmen der Handwerkskammer wirken. Die online-Nachwuchsplattform azubi-tv, die Schultour oder die Präsenz auf Ausbildungsmessen unterstütze Schulabgänger, Lehrer und auch die Eltern, den richtigen Beruf zu finden und dann das Angebot freier Lehrstellen zu überblicken. Ebenso seien die Beratungsangebote der Handwerksorganisation, wie das Matching, um Angebot und Nachfraqe zusammen zu bringen, sowie die Fachkräftesicherungsberatung hilfreiche Maßnahmen.

Ausbildungsbilanz 2014

Ansprechpartner der Redaktion:
Gerd Kistenfeger, Pressestelle
Telefon 0711 1657-253

Ansprechpartner zum Thema:
Dr. Bernd Stockburger
Geschäftsführer Berufliche Bildung
Telefon 0711 1657-298