Pressenachricht Nr. 042/2010 vom 7. Oktober 2010

Meisterfeier-Splitter 2010

Ein Vorgeschmack auf die Meisterfeier des Handwerks am 16. Oktober 2010 in der Porsche-Arena Stuttgart, Beginn 17:30 Uhr

"Die Fortschrittsmacher" als Motto

Handwerkmeister sind Fortschrittsmacher. Denn sie bleiben nicht stehen, sie wachsen mit jeder Herausforderung ein Stück über sich hinaus - ob als Mitarbeiter, Existenzgründer oder als Betriebsnachfolger. Deshalb lautet das Motto der diesjährigen Feier "Fortschrittsmacher". Immerhin werden über 700 Macherinnen und Macher erwartet.

Bemerkenswertes Leichtgewicht

Er ist 30 Zentimeter breit, 41,5 Zentimeter hoch und wiegt nur 31 Gramm. Vom Papier her ein Leichtgewicht, doch inhaltlich gehört er zu den Schwergewichten deutscher Wirtschaftsgeschichte: Der Meisterbrief im Handwerk. Er verbindet Fachkompetenz mit theoretischem Wissen. Arbeitspädagogik gehört genauso zu seinen Inhalten wie betriebswirtschaftliches Wissen oder eben die Perfektion handwerklicher Arbeit. Die jungen Meister haben sich entweder nebenberuflich oder im Vollzeitkurs auf die Prüfungen vorbereitet. Mit dem Meisterbrief in der Tasche steht vielen Absolventen einem weiteren Schritt auf der Karriereleiter nichts mehr im Wege.

Bestmeister

Die Hürden bis zum sogenannten Bestmeister sind hoch. Mindestens die Gesamtnote 2,4 muss im Durchschnitt erreicht werden, um in den handwerklichen Olymp erhoben zu werden. Einige Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister haben es geschafft. Ihnen steht das Tor zu einer steilen Karriere im Handwerk besonders weit offen. Sie werden bei der Feier besonders geehrt:

Informationstechniker-Handwerk:  Thorsten Seufert, 96486 Lautertal

Friseur-Handwerk: Julia Zürn, 72144 Dußlingen

Müller-Handwerk: Sebastian Gläser, 07985 Elsterberg

Landmaschinenmechaniker-Handwerk: Rouven Richter, 74193 Schwaigern

Metallbauer-Handwerk: Pirmin Schmider, 77709 Wolfach

Maler und Lackierer-Handwerk: Alexander Krehl, 71642 Ludwigsburg

Konditor-Handwerk: Johannes Gruber, 84568 Pleiskirchen

Schreiner-Handwerk: Stefanie Cornelia Hettich-Gaiser, 72275 Alpirsbach

Meisterstücke - "live on stage" in der Porschearena

Was wäre eine Meisterfeier ohne Meisterstücke. Ein paar Exponate werden den Gästen in der Porsche-Arena einen Eindruck vermitteln, welche hohen Qualitätsstandards die Meisterarbeiten erfüllen müssen. Einen Vorgeschmack?

Justizia aus Stuck

Eine "Justizia in Trockenbauweise" entstand im Ausbildungszentrum der Stuckateure in Leonberg. Die Arbeit des 32-jährigen Stuckateurmeisters Darius Jaron aus Neckartailfingen basiert auf geschwungenen Formen im Zusammenspiel mit Wasser, Pflanzen und Stuckmotiven. Das 200 Kilogramm schwere Meisterstück ist als Ausstellungsobjekt für eine Rechtsanwaltskanzlei vorgesehen. Mit der sogenannten Fleckenspachtelung hat Darius Jaron in mehreren Arbeitsgängen einen marmorartigen Effekt mit Tiefenwirkung erzeugt. Mit Schablonen aus Holz und Blech fertigte er Schwertklinge und Waagschalen als Stuckelemente.

Oldtimer aus Titan

Fast zu schade für die Kleinen - aber Jörg Scherer aus Schorndorf hat ein Elektro-Kinderauto im Design eines historischen Sportwagens in 80 Arbeitsstunden als perfekte Kopie gefertigt. Die Karosserie besteht aus 0,7 Millimeter Titanzink. Das Fahrgestell wurde anschließend aus V2A-Rohren hergestellt. Der Klempnermeister, der an der Robert-Mayer-Schule in Stuttgart die Meisterprüfung abgelegt hat, arbeitete bereits zehn Jahre als Geselle. Dann entschloss er sich im letzten Jahr zum Besuch der Meisterschule.

Edelstahl statt Weidengeflecht

Der 22-Jährige Valentin Lämmle aus Waltenhofen kann sich seit diesem Jahr Metallbaumeister nennen. Und für einen frischgebackenen Metallbauer muss ein Sessel natürlich aus Metall sein. Das besondere an seinem Meisterstück, das seinen Ursprung in der Robert-Mayer-Schule in Stuttgart hat: Die klare Optik des geschliffenen Edelstahls, verbunden mit der außergewöhnlichen Technik des Blechflechtens. Das Objekt greift nicht nur das Bild des gewöhnlichen Korbsessels auf, sondern schafft auch ein hervorstechendes Stück Metallbaukunst. Ein ansprechender Kontrast zwischen Leichtigkeit und Schwere ergibt sich bei diesem Sessel aus den geschwungenen Bögen der Rücken- und Seitenlehnen und dem geradlinigen, massiv wirkenden Blechgeflecht. Der Solitär hat es in sich: 52 Stunden Herstellungszeit, 140 Stunden Planungszeit, Wert: 4000 Euro.

Imagekampagne

Die Imagekampagne zieht sich wie ein roter Faden auch durch die Meisterfeier. Die frechen Sprüche aus den aktuellen Werbeanzeigen und Plakatmotiven wie "Was nicht passt, wird passend gemacht. Und zwar auf den Nanometer genau." gewinnen angesichts der hochwertigen Meisterprüfungsprojekte  und Situationsaufgaben eine neue Bedeutung.

Das Handwerk, als "die Wirtschaftsmacht von nebenan", demonstriert mit über 700 Jungmeistern und einer Veranstaltung mit 3.000 Gästen nicht nur Geschlossenheit sondern auch Stärke.

Unglaubliche Begegnung der rhythmischen Art

Wie können ein paar rhythmische Trommler 3.000 Hilfstrommler aktivieren? Beim Festakt in der Porsche-Arena wird die Gruppe Power!Percussion aus München versuchen, das Publikum für sich zu gewinnen. Die Idee: Jeder Gast erhält einen Geräuschemacher: Rätsche, Bonbonbox oder Klapper. Dann kann’s losgehen. Die Band gibt den Einsatz. Alle machen mit. Die Musiker wollen beweisen, dass man einige Tausend Menschen ausschließlich mit Trommeln unterhalten kann – auch eine Meisterleistung.

Seite gewechselt

Julia Zürn aus Dusslingen bei Tübingen ist vor einem Jahr noch selbst vor dem Meisterprüfungsausschuss im Friseurfortbildungszentrum in Stuttgart gestanden. "Mit einem mulmigen Gefühl", wie sie selbst sagt. Sie war sehr erfolgreich: Prüfung als Bestmeisterin absolviert! Jetzt hat sie die Seite gewechselt. Im Juni diesen Jahres stellte nämlich sie als Mitglied der Prüfungskommission ihren Berufskollegen bei der mündlichen Prüfung die Fragen. Im kaufmännischen Teil ging es um das Thema Salonmanagement. "Dabei ist Fairness ganz wichtig. Denn alle Teilnehmer haben die gleichen Chancen verdient", sagt die Newcomerin.

Das intelligente Haus

"Ohne das Wissen aus der Meisterschule geht nichts mehr im Elektrotechniker-Handwerk", sagt Ronald Merkle aus Plochingen. Er muss es wissen. Für den Vorsitzenden des Prüfungsausschusses werden zwei Themen - auch in der Prüfung -  immer wichtiger: Wissen über altersgerechtes Wohnen und das "intelligente Haus". So muss beispielsweise jeder Meister über "Smart Grid" Bescheid wissen. Dies ist ein intelligentes Verteilnetz für Strom. Dabei werden Informations- und Kommunikationstechnologien zum Zweck des Ausgleichs zwischen Stromverbrauch und Stromerzeugung unter Beachtung von Kostenvorteilen eingesetzt. Eigentlich ganz einfach - wenn man Bescheid weiß.

Süßes Geheimnis

Selbst der Prüfungsausschuss kannte das Rezept noch nicht. Aber der angehende Konditormeister Johannes Gruber aus der Nähe von Altötting verriet den Profis das Geheimnis. Aus seinem Zuckerguss zauberte er für die Prüfung zum Thema "Dschungel" perfekte Löwen im Miniformat. Immerhin war er zuvor schon bei den World Skills in Japan und der Junioren-Weltmeisterschaft der Konditoren in Portugal. Von dort kehrte er als Vizeweltmeister zurück. Zur Belohnung gab es einen Empfang mit Smalltalk bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Als Geschenk brachte ich ihr eine Schokoblume mit Pralinen in Schwarz-Rot-Gold mit", berichtet der angehende Betriebsnachfolger der elterlichen Konditorei in Pleiskirchen.

Mehr Meister-Bafög durch Novellierung

Seit der Novellierung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFGB) vor einem Jahr ist die Zahl der Teilnehmer an beruflichen Aufstiegsfortbildungen, die im Rahmen des so genannten Meister-BaföG gefördert werden, in Baden-Württemberg um 16 Prozent gestiegen. Wurden zum 30. Juni 2009 noch rund 19.000 Teilnehmer gefördert, so stieg diese Zahl bis zum 30. Juni 2010 auf rund 22.000. Auch von Existenzgründern geschaffene Arbeits- und Ausbildungsplätze werden jetzt stärker honoriert. Die Förderung nach dem Meister-BAföG wird bei den kommunalen Ämtern für Aufstiegsförderung (Landratsamt) beantragt. 

Meistern stehen alle Türen offen

Für Meister wird es noch einfacher in Baden-Württemberg zu studieren. Sie können künftig unabhängig von der bisherigen beruflichen Fachrichtung ein Studium an einer Hochschule aufnehmen. Damit ist der Meisterbrief dem Abitur beim Hochschulzugang gleichgestellt. "Meister haben nun alle Möglichkeiten, die sie sicher auch nutzen werden. Sie bringen häufig eine höhere Motivation und praktische Erfahrung mit", sagt Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Seit dem Wintersemester 2006/2007 können Meister unabhängig von der Note ihrer Meisterprüfung in Baden-Württemberg studieren.

Die erfolgreichen Meister

Die Liste der erfolgreichen Absolventen des Jahrgangs 2009/2010 steht ab 12. Oktober 2010 auf unseren Internetseiten über die Meisterfeier zur Verfügung. Dort finden Sie auch viele weitere Informationen über die Fortschrittsmacher und die Meisterfeier.

 


Ansprechpartner der Redaktion:
Gerd Kistenfeger, Pressestelle
Telefon 0711 1657-253